Altersbedingte Sehminderung – Warum ist das Sehen im Alter beeinträchtigt?
Mit höherem Alter nimmt die Sehfähigkeit ab. Betroffen sind zum Beispiel die Kontrastempfindlichkeit, die Anpassung an Helligkeitsunterschiede und die Sehentfernung sowie die Sehschärfe.
Dies geschieht unabhängig von Erkrankungen des Auges aufgrund von altersbedingten physiologischen Abbauprozessen. Deshalb ist besonders der Lichtbedarf im Alter erhöht. Da eine Sehbeeinträchtigung nicht von einem Tag auf den anderen auftritt, kann sich der Zustand allmählich verschlechtern, sodass sich der ältere Mensch adaptiert. Aus diesem Grund sind regelmäßig augenärztliche Kontrolluntersuchungen von Vorteil.
Nimmt das Sehvermögen ab, empfinden die meisten Menschen dies als einen großen Einschnitt in die jeweilige Lebensqualität. Des Weiteren hat eine Sehbeeinträchtigung auch eine Minderung des Hörvermögens und Gleichgewichtsstörungen zur Folge, da diese nicht mehr oder nur zum Teil durch das Sehen ausgeglichen werden können. Zudem wird es für einen sehbeeinträchtigten Menschen schwieriger, sich in einer ungewohnten Umgebung zurechtzufinden.
Wie definiert man eine Sehbehinderung?
Die Diskrepanz bewegt sich zwischen „blind sein“ und „gut sehen“. Sehbehinderungen und Einschränkungen unterscheiden sich je nach Beeinträchtigung des Sehens. Reduzierter Allgemeinzustand oder Umgebungsveränderungen sind zusätzliche Faktoren, welche sich negativ auf die Konstitution des älteren Menschen auswirken.
Wie stellt man fest, ob jemand unter einer Sehbeeinträchtigung leidet?
Für Außenstehende ist es oft nicht möglich, eine Verminderung des Sehvermögens am bloßen Auge zu erkennen, da oftmals offensichtliche Zeichen, wie zum Beispiel der Rollstuhl bei einem Menschen mit Gehbehinderung, fehlen.
Sind nun alle Menschen, die eine Brille brauchen, automatisch sehbehindert?
Mithilfe einer Brille werden zum Beispiel Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit oder Astigmatismus (verzerrtes Sehen durch eine Hornhautverkrümmung) korrigiert. Eine Sehbehinderung liegt dann vor, wenn man sich trotz angepasster Brille in einer ungewohnten Umgebung nicht mehr sicher bewegen kann oder das Lesen nicht mehr möglich ist.
Im Nachfolgenden sind alltägliche Situationen eines Menschen mit Sehbehinderung beschrieben. Diese sollen das „Hineinversetzen“ für Außenstehende etwas erleichtern.
Unscharfes Sehen
Wird ein Gegenstand betrachtet, durchdringt das Licht Hornhaut, Linse und Glaskörper. Danach wird der Gegenstand auf der Retina (Netzhaut) abgebildet. Bei Vorhandensein eines Katarakts („grauer Star“) ist die Linse getrübt. Der Betroffene Mensch sieht verschwommen, wie durch Nebel, welcher mit der Zeit dichter wird. Die Umrisse des Gegenstands werden schemenhaft, unscharf, Farben erblassen und Einzelheiten können nicht mehr exakt wahrgenommen werden.
Minderung des zentralen Sehvermögens
Auf der Retina liegt eine Zellschicht, welche auf Licht reagiert. Auf dieser befinden sich spezielle Rezeptoren, die sogenannten „Zapfen“, die für das Farbsehen verantwortlich sind und „Stäbchen“, die für das Dämmerungssehen dienen. Die Stelle mit der höchsten Dichte an Zapfen und Stäbchen nennt man den „gelben Fleck“, die Makula. Mithilfe der Makula wird das Erkennen von Farben und Einzelheiten ermöglicht. Ist die Makula krankhaft verändert, wird das Sehen unscharf. Gegenstände, welche „fixiert werden“, werden plötzlich verschwommen.
Schwierigkeiten bei einer Sehbeeinträchtigung des zentralen Sehvermögens:
- Erkennen von Gesichtern
- Erkennen von Details
- Ausführen von Tätigkeiten in Räumen mit schwacher Beleuchtung
- Informationsaufnahme (beim Fernsehen und Lesen)
- Durchführen von feinen Tätigkeiten, wie zum Beispiel Nähen und Handwerken
Die am häufigsten vorkommende Erkrankung des Auges mit diesen Sehbeeinträchtigungen ist die AMD, altersbedingte Makuladegeneration.
Gesichtsfeldeinschränkungen
In der Peripherie der Retina wird das Gesamtbild wahrgenommen. Dies ist wichtig für räumliche Orientierung und die Bewegungswahrnehmung. Ist die Peripherie der Retina pathologisch verändert, führt dies zu Gesichtsfeldeinschränkungen.
Schwierigkeiten bei einer Gesichtsfeldeinschränkung:
- Zurechtfinden in einem Raum durch den sogenannten „Röhrenblick“ (Sehen wie durch einen Tunnel)
- Dämmerungssehen
- Selbstständiges Führen des Haushalts
Hemianopsie
Die Informationen, welche durch das Licht auf der Retina erfasst werden, werden über den Nervus opticus (Sehnerv) an das Gehirn weitergeleitet. Durch einen Tumor oder einen Schlaganfall kann diese Verbindung zum Gehirn geschädigt werden. Dies führt zu halbseitigen Gesichtsfeldausfällen. Symptome einer Hemianopsie äußern sich unter anderem wie folgt:
- Die zweite Hälfte eines Raumes wird nicht wahrgenommen
- Hindernisse werden übersehen, Betroffene stolpern darüber oder stoßen sich an
- Zeilenanfänge werden überlesen
- Die zweite Hälfte einer Mahlzeit ist nicht sichtbar
Aus diesem Grund ist zum Beispiel die Sturzgefahr erhöht.
Dies ist besonders für ältere Menschen gefährlich, da der Gesichtsfeldausfall nicht durch Kopfdrehen oder gezielten Suchbewegungen kompensiert wird.
Minderung der Kontrastempfindlichkeit
Im höheren Alter nehmen neben der Sehschärfe, auch die Kontrastempfindlichkeit und die Fähigkeit Farbunterschiede zu erkennen, ab.
- Schwierigkeiten im Zusammenhang mit einer Minderung der Kontrastempfindlichkeit:
- Erkennen von Mimik
- Erkennen von Gesichtern und Personen
- Erkennen von Geldwert
- Lesen von Zeitungen
- Erkenn von Details, wie zum Beispiel, ob ein Glas mit Wasser befüllt ist, oder nicht
Auswirkungen von Licht
Vor allem ältere Menschen benötigen oftmals ausreichend Licht, um sich in einem Raum zurechtzufinden. Manche jedoch empfinden zu starke Beleuchtung eher als störend, da sie davon geblendet werden. Unter gewissen Umständen ist Blendung meist aber die Folge unpassender Beleuchtung.
Blendempfindlichkeit
Eine erhöhte Blendempfindlichkeit ist eine vorübergehende Sehbeeinträchtigung, welche durch eine zu hohe Stimulation durch Licht ausgelöst wird. Diese führt oftmals zu Schmerzen und schränkt Betroffene in ihren alltäglichen Aktivitäten ein.
Schwierigkeiten bei einer erhöhten Blendempfindlichkeit:
- Wechselnde Hell-Dunkel-Situationen
- Starke Lichtquellen
- Lichtreflexionen durch den Boden
- Lichteinfall durch ein Fenster, welches vom Boden reflektiert wird
Gegen Blendung von vorne oder von oben kann eine Schirmmütze oder eine Sonnenbrille Abhilfe schaffen. Die Sonnenbrille sollte jedoch nicht zu dunkel sein, da dies wiederum zu Unsicherheiten führen kann.
Zudem sollte man sich in Räumen mit dem Rücken zum Fenster hinsetzen, um nicht geblendet zu werden. Des Weiteren sollte sich direkt über dem Bett keine Lichtquelle befinden. Generell sollte man viel mit indirektem Licht arbeiten. Des Weiteren können Vorhänge, Jalousien, Lichtquellen, welche mit einem Dimmer ausgestattet sind oder Teppiche die Lichtempfindlichkeit verringern.
Quellen & Inspiration
Sehenimalter Org – Fakten: Sehbeeinträchtigungen im Alter
WWW Sehenimalter ORG: Fakten – Arten der Beeinträchtigung…
5 Reaktionen